Bildarchiv Hermann Albrecht Insinger

Ein Amateurfotograf sieht Europa um 1900

 

Hermann Albrecht Insinger, ca. 1889

Das Bildarchiv

Seit Kurzem kann das Stadtarchiv Bielefeld eine einzigartige Fotosammlung aus den eigenen Beständen digitalisieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen: das Bildarchiv Hermann Albrecht Insinger.

Das Bildarchiv umfasst ca. 7.000 Negative, darunter mehr als 2.000 Stereofotografien, mit Motiven aus Paris und über 200 weiteren Orten in Frankreich, Italien, der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland aus der Zeit von 1889 bis 1905.

Urheber der Fotos ist der Niederländer Hermann Albrecht Insinger (1827-1911), ein Kaufmann und Politiker aus Amsterdam. Nach seinem Rückzug aus dem Berufsleben zog er zunächst nach Baarn (Niederlande) und siedelte von dort im Jahr 1889 nach Paris über, wo er bis zu seinem Tod als Privatier lebte.

Wie viele seiner Zeitgenossen widmete sich Insinger mit Begeisterung der Fotografie und der Stereoskopie, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aufgrund vereinfachter Herstellungsverfahren und der Einführung neuer Kameras einen rasanten Aufschwung erlebten und von einer stetig wachsenden Zahl an interessierten Amateuren – insbesondere aus dem wohlhabenden Bürgertum – betrieben wurden.

Nicht nur sein Umfeld in Paris dokumentierte Hermann Albrecht Insinger umfangreich mit der Kamera, auch seine zahlreichen Reisen durch Süd- und Mitteleuropa hielt er in eindrucksvollen Bildern fest.

 

Seine Fotos sind dabei weit mehr als private Reiseerinnerungen. Die Aufnahmen zeigen ein beeindruckendes Panorama des Lebens der sog. Belle Époque, ihrer Menschen, Arbeitswelten und Moden. Sie geben umfangreiche und persönliche Einblicke eines Zeitzeugen in so bedeutende historische Ereignisse wie etwa die Weltausstellung von 1900 und überliefern zugleich das - heute zum Teil verlorene - Erscheinungsbild diverser Städte zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, darunter neben Paris u.a. Amsterdam, Lugano, Rom, Neapel, Zürich – und Bielefeld.

Wie Insinger ausgerechnet nach Ostwestfalen kam? Seine Tochter Charlotte heiratete in Amsterdam den deutschen Pastor Johannes Gottlieb Friedrich Rahn, der 1895 eine Anstellung in Bielefeld-Bethel fand. Vermutlich ist über Charlotte, die 1954 in Großdornberg verstarb, auch der fotografische Nachlass (eine entsprechende Eingangsdokumentation fehlt) ins Stadtarchiv gelangt.

 

Die Erschließung mittels Crowdsourcing

Durch handschriftliche Kataloge Insingers kann ein Großteil der Motive bereits oberflächlich identifiziert werden. Für die detaillierte Erschließung und Beschreibung setzt das Stadtarchiv Bielefeld erstmals auf den kollaborativen Ansatz des sog. Crowdsourcing. Dabei werden interessierte Nutzer*innen sowie Institutionen, Vereine und Einzelpersonen in den jeweils fotografisch dokumentierten Orten und Ländern angesprochen und als Experten zur Identifizierung der Motive aktiv in den Erschließungsprozess mit einbezogen.

Sie wollen das Bildarchiv kennenlernen und dem Stadtarchiv bei der Erschließung der Fotos helfen? Dann besuchen Sie die Flickr-Seite des Bildarchivs (https://www.flickr.com/photos/195334926@N04), die regelmäßig mit neuen Fotos „gefüttert“ wird. Können Sie nähere Angaben zu den Motiven machen? Erkennen Sie bestimmte Orte, Ereignisse, Bauwerke oder sogar Personen? Haben Sie Hinweise zur angewendeten Fototechnik? Dann freuen wir uns über Ihre Mithilfe.

 

Wenn Sie über einen Flickr-Account verfügen (die Registrierung ist kostenlos), können Sie direkt auf der Seite Kommentare oder Geotags hinterlassen. Ansonsten senden Sie ganz einfach eine Mail mit Ihren Hinweisen, Anmerkungen und Fragen an: bildarchiv-insinger@bielefeld.de

„Ein Projekt im Rahmen von WissensWandel. Digitalprogramm für Bibliotheken und Archive innerhalb von NEUSTART KULTUR des Deutschen Bibliotheksverbands e.V. (dbv). Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.“